Ich wandere gerne und dies nicht immer auf den markierten Wegen. Umso „abwegiger“ ich bin, desto stärker verändert sich mein Befinden. Im Hochgebirge freue ich mich über den Ausblick von oben. Im Tiefland über den Blick nach unten. Meine Wanderschuhe erhalten immer dickere Sohlen aus Dreck und Schlamm. Ich wachse von meiner Grösse – 1.62m immer höher und fühle mich wie eine echte Beauty Queen auf „Stöggelischuhe“
Am Abend merke ich, dass diese Masse an meinen Wanderschuhen klebrig, ja schmierig ist. Es handelt sich um eine dicke Lehmschicht. Lehm ist ein mineralisches Zerfallsprodukt von Gestein. Es handelt sich um kleine Lehmplättchen, die aneinander haften und zu einem Klumpen zusammenklebt. Je stärker zusammengepresst, desto fester der Klumpen und höher mein Schuh.
Die Lehmkarte Schweiz zeigt an, dass es über das ganze Landesgebiet der Schweiz Lehmvorkommen gibt.
Vor allem gibt es Vorkommnisse im Mittelland über den Jura bis hin zur Rheinebene, also praktisch das ganze Gebiet nördlich der Alpen, wo früher das grosse Meer war.
Interessanterweise entsprechen die Lehmvorkommnisse denjenigen Gebieten mit der grössten Bevölkerungsdichte. Dort wo gebaut wird, fahren heute Zugwaggons mit Zement, Kies und Gestein hindurch. Doch eigentlich gäbe es eine unendliche Quelle an Baumaterial gleich unter den Füssen. Die ETH hat berechnet, dass 2017 im Kanton Zürich 1’800’000 m3 verwendbarer Lehm aus Aushubmaterial zu gewinnen wären. Würde man bei einem 4-stöckigen Mehrfamilienhaus den Lehm dort einsetzten, wo er optimal wäre, entspricht dies gegen 3760 Häuser. Also ein gewaltiges Potential, das es zu entdecken gilt.
Ich würde dann gerne mit meinen echten Stöggis durch die Fluren dieser Gebäude laufen und ganz hoch rauskommen!